Christa Brüstle

Kritik des musikalischen Werkbegriffs

Podcast

 

Die Musikwissenschaftlerin Christa Brüstle setzt sich in ihrem im Frühjahr 2020 veröffentlichten Audiopodcast mit der Genese und Weiterentwicklung des musikalischen Werkbegriffs auseinander. Dem eurozentrischen und elitären Werkbegriff des 19. Jahrhunderts, der auf Abgeschlossenheit, rigide Textgebundenheit und Geniekult baut, setzt Christa Brüstle die Realität des in der Praxis immer schon inklusiven, offenen und prozessualen Kunstwerks entgegen und rückt zugleich Aufführungs- und Rezeptionspraktiken stärker in den Fokus. Denn ein Werk gründet eben nicht allein in einem Text, einem Notat oder einer Partitur, sondern entsteht prozessual aus der Praxis und den Wechselwirkungen mit seinem gesamten künstlerischen Umfeld.

Brüstles radikale Öffnung des Konzepts „künstlerisches Werk“ greift metareflexive Fragen des zeitgenössischen Diskurses über "künstlerische Forschung" auf und thematisiert die Wechselwirkung zwischen Produzent*innen und Rezipient*innen im Musiktheater - eine Wechselwirkung zwischen bestehenden Traditionen und ihrer interpretierenden Erneuerung, die auch in der wissenschaftlichen Textproduktion eine Rolle spielen.

Der am 30.4.2020 publizierte Podcast war Teil des Projekts Notation und Aufführung.

 Podcast von Christa Brüstle

Christa Brüstle ist Professorin für Musikwissenschaft, Frauen- und Genderforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, seit 2012 Leiterin des Zentrums für Genderforschung ebendort. Lehrbeauftragte u.a. an der Universität Wien und der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte u.a.: Musik nach 1945, Musik und Politik, Musik im Nationalsozialismus, Musikästhetik, Komponistinnen, Interpretinnen, Gender Studies.